Diagnose: Bandscheibenvorfall

Bandscheibenvorfall
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Unsere Wirbelsäule hält uns aufrecht und ist das zentrale Element unseres Knochengerüsts. Sie besteht aus einzelnen Wirbeln, die durch 23 elastische Bandscheiben miteinander verbunden sind. Doch was, wenn diese sich verhärten oder brüchig werden? Allein die Vorstellung ist schmerzhaft. Deshalb möchten wir Ihnen heute einige wichtige Informationen sowie Risiken und Vorbeugungsmaßnahmen zu diesem Volksleiden mit auf den Weg geben: dem Bandscheibenvorfall.

Deshalb sind Bandscheiben so wichtig

Eine Bandscheibe kann man sich wie eine Art Gelkissen vorstellen, das als Stoßdämpfer zwischen zwei Wirbeln dient. Sie besteht aus einem innen liegenden Gallertkern (Nukleus pulposus), der sich im Normalfall mit viel Flüssigkeit aus dem umliegenden Gewebe vollsaugt. So ist er weich und kann durch seine Elastizität die Erschütterungen zwischen den Wirbelkörpern abfangen und den Druck gleichmäßig auf die gesamte Wirbelsäule verteilen. Der Gallertkern wird von einem härteren Rand aus Bindegewebe – dem Faserring – umschlossen, der die Bandscheibe stabilisiert.

Über den Tag verteilt sitzen und stehen wir meistens sehr viel. Dadurch werden die Wirbel aufeinandergepresst und der Gallertkern verliert langsam seine Flüssigkeit durch den Druck. Wenn wir nachts liegen und es lastet kein Druck mehr auf den Wirbeln, kann sich der Bandscheibenkern wieder vollsaugen. Dieser gleichmäßige Wechsel zwischen Druck und Entlastung ist wichtig für eine gesunde Bandscheibe.

Was passiert bei einem Bandscheibenvorfall?

Vor einem Bandscheibenvorfall drückt der Gallertkern zunächst auf den Faserring, was als Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) bezeichnet wird und meist noch keine Schmerzen verursacht. Durchbricht der Kern dann aber seinen schützenden Stabilisator, tritt die Gallertmasse in Richtung Rückenmarkskanal heraus und drückt auf das umliegende Nervengewebe. In diesem Fall liegt ein sogenannter Prolaps vor, der Bandscheibenvorfall. Hier erklärt sich auch die Begrifflichkeit, denn mit der gemeinhin als Bandscheibenvorfall bezeichneten Verletzung ist nicht ein Ereignis gemeint, sondern dass Teile der Bandscheibe buchstäblich nach vorne fallen.

Infografik Bandscheibenvorfall

Der Bandscheibenvorfall kann an unterschiedlichen Stellen der Wirbelsäule vorkommen:

In 90 Prozent der Fälle entsteht er im Bereich der Lendenwirbel, also im unteren und meist am stärksten belasteten Teil unserer Wirbelsäule. Die Nerven dort werden als Spinalnerven bezeichnet und verbinden das Rückenmark unter anderem mit unseren Beinen. Deshalb beschreiben auch viele Betroffene die Symptome eines Bandscheibenvorfalls mit starken Schmerzen oder einem Taubheitsgefühl, das bis in die Füße ausstrahlen kann (Ischialgie).

Seltener ist die Halswirbelsäule betroffen, bei der sich gleiches in den Armen bemerkbar macht. Bandscheibenvorfälle im Bereich der Brustwirbel können sogar symptomlos verlaufen und bleiben meist unbemerkt.

Wann besteht ein Risiko für einen Bandscheibenvorfall?

Das Risiko für einen Bandscheibenvorfall ist bei älteren Menschen am höchsten, denn mit zunehmendem Alter kann der Gallertkern immer weniger Wasser speichern. Er wird weniger elastisch und auch der Faserring wird poröser und bekommt kleine Risse. Hier liegt die Ursache also im Verschleiß.

Doch auch jüngere Menschen können zu Betroffenen werden, wenn entweder bereits eine genetische Vorbelastung besteht oder die Wirbelsäule dauerhaft zu stark oder falsch belastet wird. Risikogruppen sind deshalb auch Menschen mit Übergewicht, die viel in sitzender Position arbeiten, sich außerdem zu wenig bewegen oder häufig schwer heben und schleppen müssen.

Was nach der „Diagnose Bandscheibenvorfall“ passiert

Wenn man einen Verdacht auf Bandscheibenvorfall hat, sollte man direkt zum Arzt gehen, der dann meistens zu einem Facharzt, wie einem Orthopäden überweisen wird. Dieser wird eine genaue Untersuchung der Wirbelsäule vornehmen und überprüfen, ob die typischen Symptome wie Taubheitsgefühle und Schmerzen vorliegen. Nur in 15 Prozent der Fälle von Rückenschmerzen liegt auch tatsächlich ein Bandscheibenvorfall vor. In den anderen Fällen sind meistens Fehlhaltungen oder Bewegungsmangel die Ursachen. Liegt auch aus der Sicht des Facharztes wahrscheinlich ein Vorfall der Bandscheibe vor, wird normalerweise eine MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) veranlasst. Nur so kann eine zuverlässige Diagnose gefällt und eine passende Therapie angeordnet werden.

Die Diagnose Bandscheibenvorfall bedeutet nicht automatisch auch, dass eine Operation notwendig ist. Verspürt man trotz der Schmerzen immer noch Kraft und Gefühl in den Gliedern, so können Betroffene häufig mit Medikamenten und Physiotherapie behandelt werden, bis die Bandscheibe von allein „zurückfällt“. Eine OP kommt meist erst in Frage, wenn die vom Bandscheibenvorfall betroffenen Nerven zu stark abgeklemmt oder gar geschädigt wurden. Dieser Befund heißt Cauda equina Syndrom und kann sich unter anderem durch akute Lähmungserscheinungen oder Störungen der Darm- oder Blasenfunktion (Inkontinenz) bemerkbar machen.

Wichtig:

Ein Bandscheibenvorfall kann in vielen Fällen medikamentös und physiotherapeutisch behandelt werden. Eine OP ist nur in seltenen Fällen wirklich notwendig.

Ist der Bandscheibenvorfall noch nicht lange akut, sollte man – in Rücksprache mit dem Arzt – nur entlastende Bewegungsabläufe oder Rehabilitationssport treiben. Nach einer Zeit von vier bis sechs Wochen beginnt in den meisten Fällen der Heilungsprozess. Dann kann man – selbstverständlich nach ärztlicher Verordnung – wieder mit muskelaufbauenden Maßnahmen wie aktivierender Krankengymnastik beginnen und die Bandscheibe im zunehmenden Maße belasten.

So kann man einen Bandscheibenvorfall vermeiden

Der Verlauf zwischen der anfänglichen Protrusion bis hin zum tatsächlichen Bandscheibenvorfall kommt eher selten aus heiterem Himmel. Meistens ist es ein langer Prozess mit Ankündigung durch leichte Symptome wie Rückenschmerzen. Wenn diese auftreten, sollte man die Warnzeichen frühzeitig ernst nehmen und Maßnahmen zur Vorbeugung ergreifen.

Ganz allgemein gilt es, eine zu starke und einseitige Belastung des Rückens zu vermeiden. Dazu gehört unter anderem im Büro ein Arbeitsplatz mit flexibler Sitzposition, wie durch höhenverstellbare Schreibtische oder ergonomische Sitzmöbel. Die Vermeidung von Übergewicht und viel Bewegung kommen einer gesunden Wirbelsäule ebenfalls zugute. Hier eignen sich vor allem rückenfreundliche Aktivitäten wie Radfahren oder Schwimmen, bei denen nicht nur die Wirbelsäule entlastet, sondern auch die Rückenmuskulatur gestärkt wird. Das nimmt den Bandscheiben eine Menge Belastung ab.

Alles beachtet und es machen sich dennoch Symptome bemerkbar? Spezielle Salben für den Rücken können hier erste Schmerzen lindern. Vielleicht liegt in diesem Fall eine Fehlhaltung vor oder die Matratze ist nicht die richtige. Manchmal kann auch der Wechsel zu einem orthopädischen Kissen schon helfen. Im Zweifelsfall sollte man sich dann von einem Orthopäden beraten lassen.

Übungen und Tipps für den Alltag

Die folgenden rückenfreundlichen Übungen fördern die Kraft und Flexibilität des Rückens und lassen sich ganz leicht in den normalen Tagesablauf integrieren:

  • Schwere Dinge sollten nur mit geradem Rücken angehoben werden, indem man in die Knie geht.
  • Trägt man beispielsweise seine Einkäufe nach Hause, so sollte man das Gewicht auf beide Seiten verteilen, um die Wirbelsäule gleichmäßig zu belasten.
  • Einbeiniges Zähneputzen fördert die Koordination und stärkt den Bewegungsapparat.
  • Bürojob? Regelmäßiges Strecken, wechseln der Sitzposition nach 30 Minuten und immer mal wieder ein paar Schritte gehen, kann Rückenschmerzen vorbeugen.

Wir hoffen, dass Sie noch keine Erfahrungen mit einem Bandscheibenvorfall haben.

Quellen:

↑ Bandscheibenvorfall: Symptome, Diagnose, Therapie apotheken-umschau.de. Abgerufen am 11.10.2018
↑ Bandscheibenvorfall: Übungen statt Operation ardmediathek.de. Abgerufen am 11.10.2018
↑ Bandscheibenvorfallgesundheitsinformation.de. Abgerufen am 11.10.2018
↑ Bandscheibenvorfall verhindern hkk.de. Abgerufen am 11.10.2018
↑ Bandscheibenvorfall: Übungen statt Operation ndr.de. Abgerufen am 11.10.2018
↑ Bandscheibenvorfall – Ein Zeichen des Verschleißes pflegewelt.axa.de. Abgerufen am 11.10.2018
↑ Bandscheibenvorfallruecken-zentrum.de. Abgerufen am 11.10.2018
↑ Die kleine Rückenschule für den Alltag vigo.de. Abgerufen am 11.10.2018
↑ Bandscheibenvorfall in 3 Minuten erklärt youtube.com. Abgerufen am 11.10.2018

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