Wir alle kennen sie: Sie sind, braungrün, glitschig und bei Teichbesitzern wie Badeurlaubern gleichermaßen unbeliebt. Gleichzeitig sind sie ein wichtiger Hoffnungsträger für Forscher aus den verschiedensten Fachbereichen: die Algen. Wir nehmen Sie heute mit auf einen Ausflug in die faszinierende Welt der Wasserbewohner.
Große Vielfalt im Algenreich
Bei Algen handelt es sich um zwei Gruppen sogenannter eukaryotischer Lebewesen: Sie enthalten, im Gegensatz zu beispielsweise Bakterien, mindestens einen echten Zellkern. Die kleinsten Exemplare werden unter den Begriff Mikroalgen zusammengefasst. Die größeren von ihnen, die Makroalgen, können in Extremfällen bis zu 45 Meter groß werden. Beiden ist gemein, dass sie ausgesprochen schnell und nachhaltig nachwachsen. Durch ihre Vielfalt haben sie zudem Potenzial für die unterschiedlichsten Einsatzszenarien.
Nutzung von Algen
Ausgesprochen vielversprechend ist beispielsweise der Ansatz, Algen zur Erzeugung von Kraftstoffen wie Biodiesel und Biogas zu nutzen. Der entscheidende Vorteil liegt im wahrsten Sinne des Wortes „in der Luft“: Algen binden das in heutiger Zeit so hochproblematische CO2 aus der Erdatmosphäre – Algenkraftwerke können also tatsächlich mit Abgasen betrieben werden. Im Vergleich zu etwa Mais oder Raps sind sie in der Energiegewinnung um ein Vielfaches schneller und effektiver, benötigen zudem keine Ackerflächen und deren wasser- und düngemittelintensive Bewirtschaftung. Bedauerlicherweise ist der Betrieb solcher Anlagen heute – wie bei den meisten neuen Energieformen – noch sehr kostenintensiv, jedoch höchst zukunftsweisend.
Weiterhin finden Algen Verwendung in der Kosmetik, der Medizintechnik, der Abwasserreinigung, der Herstellung von Cellulose und künftig eventuell sogar als Quelle für umweltfreundlichen Tintenersatz, sowie in vielen anderen Bereichen.
Algen in der Ernährung
Besonders interessiert uns natürlich auch die Möglichkeit der Nutzung von Algen als Lebensmittel. In Asien stehen sie traditionell auf dem Speiseplan, sei es in Form von Salat, Gemüse oder als wichtiger Baustein für Sushi und Miso-Suppen. Verwendet werden hier meist Makroalgen wie beispielsweise Nori und Wakame. Sie sind vegan, reich an Vitaminen, Mineralstoffen und vor allem haben Sie einen hohen Jodanteil. Da Menschen in vielen Gebieten der Erde – auch hierzulande – unter chronischem Jodmangel leiden, könnte der vermehrte Konsum von Algen Abhilfe schaffen. Patienten mit Schilddrüsenproblemen sollten allerdings Vorsicht walten lassen, ein Zuviel des Guten, also eine Überversorgung mit Jod, kann ebenfalls zu Problemen führen.
Algen als Nahrungsergänzung
Wer sich mit dem Gedanken, auf Algen herumzukauen, so gar nicht anfreunden kann, muss dennoch nicht auf ihre wertvollen Inhaltsstoffe verzichten. Aufgrund ihrer häufig geradezu idealtypischen Zusammensetzung eignen sich Algen auch bestens zur Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln. Von den schätzungsweise mehreren Hunderttausenden Algenarten haben folgende drei – allesamt Mikroalgen – laut Bundeszentrum für Ernährung den Sprung aufs Podium der beliebtesten Nahrungsergänzungen geschafft:
- Spirulina-Algen: Ausgesprochen geeignet für die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln ist die blau-grüne Mikroalge „Spirulina platensis“. Sie beherrscht die Fähigkeit der selektiven Aufnahme von Nährstoffen aus dem Wasser, so ist stets eine ausgeglichene Zusammensetzung von Vitaminen, Mineralien & Co. sichergestellt. Spirulina-Algen sind deshalb auch bei Sportlern, Vegetariern und während Diäten beliebt.
- Chlorella-Algen: Chlorella pyrenoidosa ist eine grüne Süßwasser-Mikroalge, die sich vor allem durch ihren hohen Gehalt an Chlorophyll auszeichnet. Außerdem ist sie ein natürlicher Lieferant von Vitamin B12, das unter anderem zur Verringerung von Müdigkeit und Erschöpfung beiträgt.
- AFA-Algen: Die blau-grüne AFA-Uralge wächst wild in einem der klarsten Seen Nordamerikas, dem Oberen Klamath-See in Oregon. Umgeben von Quellwasser vulkanischen Ursprungs, hat sie eine nahezu ideale, mineralstoffreiche Umgebung.
Fazit: Algen gehören zu den ältesten Lebewesen der Erde – und zu den zukunftsweisendsten. Sie sind nachhaltig, umweltfreundlich, dabei sogar CO2-positiv und können einen wichtigen Beitrag zum wachsenden Ernährungsbedarf der Weltbevölkerung leisten. Wäre das was für Sie?