Sie riechen den Duft von Sonnencreme und sind gedanklich in Ihrem letzten Urlaub? Eine Dame vor Ihnen auf der Rolltreppe trägt ein Eau de Parfum, das Ihre Großmutter geliebt hat und sie fühlen sich in Ihre Kindertage zurückversetzt? Düfte rufen nicht nur Erinnerungen an bestimmte Ereignisse in Ihr Gedächtnis, sie stimulieren auch Ihr Gehirn und beeinflussen den Körper.
Der Geruchssinn und das Duftgedächtnis
Der Geruchssinn stellt einen der wichtigsten Sinne im alltäglichen Leben dar – gerade im Hinblick auf Gefahren und soziale Interaktionen. Nicht nur der Geruch Ihres Kinderzimmers löst Gefühle in Ihnen aus, auch ist der Geruch von Feuer evolutionär im Gehirn verankert und impliziert Gefahr. Menschen, die Sie „nicht riechen können“, mögen Sie meistens auch nicht und verbringen nicht gerne Zeit mit Ihnen. Gerade bei der Partnerwahl spielt diese Tatsache eine große Rolle.
Wussten Sie, dass der Geruchssinn zudem der einzige Sinn ist, der mit Ihrem Emotionszentrum verbunden ist? Die Psychologin Rachel Herz konnte nachweisen, dass Duftreize ungefiltert zum Gefühlskern des Gehirns – der Amygdala – und dem Hippocampus gelangen, wo Erlebnisse verarbeitet und Erinnerungen geformt werden. So erschnuppern Sie einen vertrauten Duft und erinnern sich schlagartig an eine konkrete Situation. Allerdings schnellen nicht nur positive Ereignisse hoch, sondern auch negative, wie z. B. posttraumatische Belastungsstörungen.
Geruchsverlust: Ursachen und Folgen
Ein Verlust des Geruchssinns kann verschiedene Ursachen haben. Durch Allergien, schief stehende Nasenscheidewände oder Erkrankungen der Atemwege kann der Geruchssinn zeitweise blockiert oder gänzlich zerstört werden. Seltene Ursachen für den Verlust sind auch ein Schädel-Hirn-Trauma, ein Hirntumor oder neurodegenerative Erkrankungen, wie Alzheimer oder Parkinson.
Kommt es zu einem gänzlichen Verlust des Sinns, bedeutet dies für viele Menschen nicht nur einen Einschnitt in das soziale Leben, es kann auch psychische Veränderungen mit sich führen, da Emotionen und Erinnerungen weniger intensiv wahrgenommen werden. Allein der Verlust des täglichen Geruchs seines eigenen Körpers führt eventuell eine Art von Identitätsverlust mit sich, da das eigene Körpergefühl, die dazugehörigen Gefühle und die Vertrautheit von sich selbst komplett verschwinden. Unternehmungen mit Freunden und Familie ohne Geruchssinn machen einfach weniger Spaß, da viele Aktivitäten – gerade an Feierlichkeiten – Essen oder Trinken involvieren.
Auch die Angst, nach Schweiß zu riechen oder Mundgeruch zu haben, und dies eigenständig nicht erkennen zu können, beeinträchtigt nicht selten die psychische Verfassung.
Düfte, die Ihren Körper beeinflussen
Möchten Sie Ihren Körper in eine bestimmte Richtung lenken, können Düfte eine entscheidende Rolle spielen, denn Sie haben eine direkte Wirkung auf Ihren Körper.
Je nach Inhaltsstoffen reagiert Ihr Körper auf unterschiedlichste Weise. Energie erhalten Sie beispielsweise durch Menthol, Bergamotte oder Citronellal aus Zitronengras. Die Stoffe setzen sich an Ihre Schlafrezeptoren und blockieren diese. Somit sind Sie aufnahmefähiger, energiegeladener und konzentrierter.
Lavendel wirkt hingegen beruhigend, sodass Sie Spannungen besser abbauen können und leichter einschlafen. So wird Lavendel gerne bei Nervosität eingesetzt.
Duftvorlieben je nach Jahreszeit
Wie auch in der Mode, gefallen Ihnen im Sommer andere Düfte als im Winter. Sie würden niemals im blumigen, leichten Sommerkleid Weihnachten feiern oder in einem dicken Strickpullover am Strand liegen. Genauso gibt es Düfte, die Sie mit bestimmten Jahreszeiten assoziieren.
Diese Düfte können Sie je nach Jahreszeit bedenkenlos einsetzen:
- Frühling: Nach dem kalten Winter möchte man am liebsten nach draußen rennen und die ersten warmen Sonnenstrahlen auf der Haut spüren. Die Blumen fangen an zu sprießen und die Vögel singen. Sie sollten also einen Duft wählen, der genau diese Facetten aufgreift. Ein blumiger Duft, der Ihre Gefühle verstärkt, ist jetzt genau das Richtige. Auch Zitrusnoten wecken Ihre Frühlingsgefühle.
- Sommer: Fruchtig, leicht und frisch geht es im Sommer zu – vielleicht mit einem Hauch von karibischem Flair? Kokos, Ananas oder Mango sind sehr beliebt, im Prinzip ist jedoch alles erlaubt, was nicht zu schwer und herb ist und die Leichtigkeit des Sommers unterstützt.
- Herbst: Wenn die Tage wieder kürzer werden und Gemütlichkeit einkehrt, ist es Zeit für warme Düfte, die holzig und reichhaltig duften, wie Patchuli oder Zeder. Auch eine Nuance von Rose ist im Herbst ein willkommener Duft.
- Winter: Schnee, Kälte, Kaminfeuer … Woran denken Sie als Erstes, wenn der Winter in Ihren Sinn kommt? Passend zur gemütlichen Jahreszeit sind auch warme, schwere Düfte beliebt. Klassiker, wie Vanille und weißer Moschus setzen entsprechende Akzente und auch Gewürze werden gerne verwendet.
Natürlich ist es möglich, seinen Lieblingsduft das ganze Jahr über zu tragen – schließlich ist es immer noch Geschmackssache, was Sie gern riechen. Achten Sie bei der Auswahl von Düften vor allem auf die Natürlichkeit, wenn Sie wünschen, dass sie auch einen Effekt haben. Wenn zu viele verschiedene Duftnoten aufeinanderstoßen, können diese mitunter irritierend für das Gehirn sein und nicht ihre gewünschte Wirkung entfalten.